Pressath. (bjp) Grill einheizen, Kamera an und mit nackten „Wadln“ ab ins eisige Wasser: Klingt sinnbefreit, ist es aber durchaus nicht. Vermutlich in Niederbayern nahm vor ein paar Monaten ein neuer Internet-„Hype“ seinen Anfang: das „Kaltwassergrillen“. Und wie des Öfteren bei derartigen „Challenge“(„Herausforderungs“)-Moden verbindet sich damit ein durchaus ernster Anspruch.
Wie ein Facebook-„Kettenbrief“ schwappt der Kaltwassergrill-Kult inzwischen auch durch die Nordoberpfalz. Worum geht es? Im winterkalten Wasser eines Baches, Sees oder auch eiswassergefüllten Bottichs stehend soll eine per sozialem Netzwerk „herausgeforderte“ Gruppe ein kleines feucht-fröhliches Grillfest zelebrieren. Zu den Spielregeln gehören eine Videoaufnahme, eine Spendenzusage für einen guten Zweck und die Nominierung von drei weiteren Gruppen, die innerhalb einer Woche dem eigenen Beispiel nacheifern oder aber den Nominierern eine Brotzeit stiften sollen.
Dass ihnen die Bereitschaftskameraden aus der Kreisstadt eine solche nassforsche Aufforderung zugedacht hatten, erfuhren die Aktiven der BRK-Bereitschaft Pressath bei ihrer Jahresauftaktversammlung: Vize-Bereitschaftsleiterin Andrea Fürst war durch Zufall auf das Challenge- und Nominierungsvideo bei Facebook gestoßen. Sogleich war ausgemacht, dass man den Sprung ins kalte Wasser wagen wolle, und schon tags darauf trafen sich zehn „Bereitschaftler“ am Kiesibeach zur Kneipp-Rosskur bei minus fünf Grad.
Gute zwei Minuten hielten sie es mit Grill und Gänsehaut im eisigen Wasser aus und nominierten zum guten Schluss die Freunde von der Pressather Wasserwacht, die sechs Tage später ebenfalls im januarmäßig temperierten Kiesibeachwasser ihrem Blutkreislauf auf die Sprünge halfen. „Unsere sechs Wassertreter hatten insoweit Glück, als bei unserer Aktion sogar leichte Plusgrade herrschten“, erinnerte sich Wasserwachtleiterin Sabine Wittmann schmunzelnd. So einig wie bei der Annahme der „Challenge“ waren sich Rotkreuzbereitschaft und Wasserwacht bei der Entscheidung, ihre Spenden der Kinderkrebshilfe Oberpfalz-Nord zu widmen.
Und auch dies war Ehrensache: „Wir wollten keinesfalls auf Vereinsgeld zurückgreifen, denn wir arbeiten ja mit Spendengeldern, die wir nicht an andere weiterspenden können“, stellte Bereitschaftsleiter Thomas Rauch bei der Geldübergabe im Wasserwachthaus an die Kinderkrebshilfe-Vorständler Waltraud Wagner und Andreas Steinl klar. Stattdessen baten die beiden Gruppen ihre Mitglieder um private Spenden, und das mit Erfolg: 300 Euro trug die BRK-Bereitschaft, 100 Euro die kleinere Wasserwachtgruppe zusammen.
Im Namen ihres Vereins dankten Wagner und Steinl für die großherzige Geste und erzählten von der Arbeit der Kinderkrebshilfe, deren Ziel es sei, dort rasch zu helfen, wo Ämter und Krankenkassen nicht oder nur nach zeitaufwendigen Verfahren Unterstützung gewähren könnten. In Notsituationen verhandele man mit Institutionen, vermittele Hilfspersonal und gewähre Zuschüsse für medizinische Behandlungen und Hilfsmittel, deren Kosten die Krankenversicherung nicht trage, oder für dringende Anschaffungen.
„Unsere Vorstandschaft entscheidet bei ihren monatlichen Sitzungen, wem wir Hilfe zukommen lassen. So können wir flexibler helfen als Versicherungen oder Behörden“, berichtete Steinl. Spenden für die Kinderkrebshilfe kämen „zu hundert Prozent“ den Hilfsbedürftigen zu, weil alle Vereinsarbeit ehrenamtlich geleistet werde. Zurzeit betreue der Verein rund 90 Familien.
Bild und Text Bernhard Piegsa